Wie die normannische Eroberung die englische Sprache prägte
Im Deutschunterricht haben wir die Geschichte der Sprache und ihre Entwicklung aus einer ursprünglichen indoeuropäischen Sprache analysiert. Die germanischen Sprachen stammen von dieser Ursprache ab. Sie durchliefen die erste Lautverschiebung, ein zentrales Merkmal dieser Sprachgruppe. Innerhalb der deutschen Sprache entwickelte sich zudem das schwache Präteritum mit Dentalsuffixen (-ed/-te). Die germanischen Sprachen sind auch stark von einer Reduzierung des Kasus- und Deklinationssystems geprägt. Ein Beispiel ist das Altenglische, das nur vier Kasus besitzt und in dem die Nomen, Adjektive und Pronomen je nach Genus, Kasus und Numerus dekliniert wurden. Es gehört mit dem Altfriesischen, dem Altsächsischen und dem Althochdeutschen zu den westgermanischen Sprachen. Nach der Christianisierung im 7. Jahrhundert begann die schriftliche Überlieferung des Altenglischen. Ab dem Jahr 500 n. Chr. bezeichnet man die insularen Dialekte der Angeln, Sachsen, Jüten und Friesen als Altenglisch. Mit der normannischen Eroberung 1066 unterwarfen diese germanischen Stämme die keltische Bevölkerung in Nordmitteleuropa und Britannien.
Dieser Blog untersucht, wie die normannische Invasion die englische Sprache beeinflusste.
Als ein „entscheidender Moment in der Entwicklung des Englischen“ wird der Einfluss der französischen Sprache betrachtet, der sich im Jahr 1066 infolge einer Schlacht verbreitete, die die Geschichte Englands für immer veränderte. Nach dem Tod König Eduards 1066 beanspruchte Wilhelm den englischen Thron, doch Harold widersprach. Daher besiegte Wilhelm der Eroberer, der Herzog der Normandie, die englische Armee unter der Führung von Harold Godwinson in der Schlacht von Hastings und wurde der neue König von England. Dadurch machte das Altenglische den Übergang zum Mittelenglischen. Diese Eroberung hatte weitreichende Folgen für die Kultur, die Politik und insbesondere die englische Sprache.
Vor 1066 wurde in England Altenglisch gesprochen, eine germanische Sprache, die eng mit der Sprache der Angelsachsen und Wikinger verwandt war. Sie hatte eine komplexe Grammatik mit vielen Flexionen und ein grösstenteils germanisches Vokabular. Mit der normannischen Eroberung änderte sich dies jedoch grundlegend.
Das Normanische war ein französischer Dialekt, der besonders von der Vulgärsprache des Altfranzösischen beeinflusst war. Nach der Eroberung wurde diese Sprache zur Amtssprache am königlichen Hof, in der Verwaltung, im Rechtssystem und in der Kirche. Etwa 300 Jahre lang war Englisch eine „niedrige“ Sprache, die von Bauern und der Arbeiterklasse gesprochen wurde, während die Elite Normannisch und Latein verwendete. Dies führte zu einer massiven Übernahme französischer Wörter in die englische Sprache.
Der soziale Unterschied zwischen französisch- und englischsprachigen Menschen hatte einen erheblichen Einfluss auf den englischen Wortschatz. Viele französische Wörter wurden übernommen, um Konzepte in den Bereichen Regierung, Recht, Religion, Gastronomie und Kultur zu bezeichnen.
Das Domesday Book wurde als politisches und juristisches Instrument konzipiert. Es nutzte die Sprache, um Begriffe wie antecessor neu zu definieren und Wilhelms Anspruch auf den Thron zu legitimieren. Das Dokument, das in normannischem Latein verfasst wurde, führte juristische Begriffe mit anderen Bedeutungen als in der angelsächsischen Rechtstradition ein. Es schuf so Verständnishürden für altenglische Sprecher. Zudem wurden die Gesetzescodes von Wilhelm von Calais, einem französischen Juristen, neu geschrieben, wodurch zahlreiche französische Begriffe ins Englische gelangten.
Daher stammen viele Begriffe des englischen Rechtssystems aus dem Französischen, zum Beispiel:
• judge (Richter)
• jury (Jury)
• prison (Gefängnis)
• verdict (Urteil)
• attorney (Anwalt)
Diese Begriffe sind bis heute in Gebrauch, und die Mehrheit der juristischen Fachbegriffe im Englischen hat französischen Ursprung.
In der Politik und Verwaltung wurden ebenfalls neue Begriffe eingeführt, darunter:
• government (Regierung)
• crown (Krone)
• state (Staat)
• parliament (Parlament)
• justice (Gerechtigkeit)
• court (Gericht)
Ein berühmtes Beispiel für den normannischen Einfluss auf die englische Sprache ist das Vokabular im Zusammenhang mit Lebensmitteln. Während die angelsächsischen Bauern die Tiere aufzogen, assen die normannischen Aristokraten die Endprodukte. Daher bewahrte das Englische germanische Wörter für die Tiere und übernahm französische Begriffe für das Fleisch:
• cow → beef (Kuh → Rindfleisch)
• pig → pork (Schwein → Schweinefleisch)
• sheep → mutton (Schaf → Hammelfleisch)
Dieses Beispiel zeigt, wie soziale Unterschiede das englische Vokabular beeinflusst haben.
Neben lexikalischen Einflüssen trugen die Normannen auch zur Vereinfachung der englischen Grammatik bei. Altenglisch hatte ein komplexes System von Deklinationen und Endungen, ähnlich dem Deutschen. Während der normannischen Periode begann dieses System zu verschwinden, und Englisch entwickelte sich zu einer analytischeren Sprache.
Zum Beispiel hatte das Wort king im Altenglischen verschiedene Formen je nach Kasus:
• cyning (Nominativ)
• cyninges (Genitiv)
• cyninge (Dativ)
Nach dem normannischen Einfluss verschwanden diese Endungen, und das moderne Englisch verwendet stattdessen Präpositionen, um grammatische Beziehungen auszudrücken (z. B. of the king anstelle von cyninges).
Auch die Aussprache wurde beeinflusst. Zum Beispiel wurde der französische Laut ch (wie in château, chef) ins Englische übernommen, entwickelte sich aber unterschiedlich weiter und führte zu Wörtern wie chief und challenge.
Obwohl die Normannen England mehrere Jahrhunderte lang beherrschten, verschwand die englische Sprache nicht. Der Hauptgrund dafür war, dass die Mehrheit der Bevölkerung aus Angelsachsen bestand, die weiterhin Englisch sprachen.
Ein entscheidender Moment war der Hundertjährige Krieg (1337–1453) zwischen England und Frankreich. Als sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern verschlechterten, begannen die Engländer, das Französische als Sprache der Elite abzulehnen. Im 14. Jahrhundert wurde Englisch wieder zur Amtssprache der Verwaltung, war jedoch bereits stark von der französischen Sprache beeinflusst.
Obwohl Englisch im Kern eine germanische Sprache blieb, ist sein Wortschatz heute stark von Latein und Französisch geprägt. Heute stammen etwa 30 % des modernen englischen Vokabulars aus dem Französischen. Somit veränderte Wilhelms Sieg bei Hastings nicht nur die Politik Englands, sondern auch die Art und Weise, wie die ganze Welt heute Englisch spricht.
https://scholarworks.harding.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1060&context=tenor
https://the-english-nook.com/2024/04/02/middle-english-the-norman-conquest-to-chaucer-1150-1500-ad/
https://www.worldhistory.org/article/1323/the-impact-of-the-norman-conquest-of-england/
2_Doss_Geschichte der dt. Sprache_Kap_1_V2.pdf von Herrn Beutler
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